Im Zeitraum des Manierismus schuf auch Pieter Bruegel der Ältere seine berühmten Gemälde. Sein eigenwilliger Stil ist nur unzureichend mit einem Stilbegriff, wie etwa dem des Manierismus zu beschreiben. Eines seiner großen Vorbilder war Hieronymus Bosch, dessen Einfluss sich vor allem in seinen frühen Werken zeigt. Von vielen Kunsthistorikern wird Pieter Bruegel, der Ältere als Maler der niederländischen Spätrenaissance klassifiziert. Er schuf zahlreiche allegorische Werke, die sich auf Sprichwörter, Volkskultur und humanistische Kultur beziehen (z. B. Bild 25), begründete das niederländische Bauerngenre und führte die flämische Landschaftsmalerei des 16. Jahrhunderts auf ihren Höhepunkt. Großartige Beispiele für letzteres sind die Jahreszeitenbilder (26 bis 30). Bild 25: Pieter Bruegel der Ältere (1525/30-1569), Die Niederländischen Sprichwörter, 1559 Öl auf Eichenholz, 117 x 163 cm; Berlin, Gemäldegalerie Bild 26: Pieter Bruegel der Ältere (1525/30-1569), Vorfrühling: Der düstere Tag, 1565 Öl auf Holz, 117 x 162; Wien, Kunsthistorisches Museum Bild 27: Pieter Bruegel der Ältere (1525/30-1569), Sommer: Die Heuernte, 1565 Öl auf Holz, 114 x 158; Prag, Národni Galerie Bild 28: Pieter Bruegel der Ältere (1525/30-1569), Hochsommer: Die Kornernte, 1565 Öl auf Holz, 119 x 162; New York, The Metropolitan Museum of Art Bild 29: Pieter Bruegel der Ältere (1525/30-1569), Herbst: Die Heimkehr der Herde, 1565 Öl auf Holz, 117 x 159; Wien, Kunsthistorisches Museum Bild 30: Pieter Bruegel der Ältere (1525/30-1569), Winter: Die Jäger im Schnee, 1565 Öl auf Eichenholz, 117 x 162; Wien, Kunsthistorisches Museum Von manieristischen Gestaltungsprinzipien ließ sich Pieter Bruegel d. Ä. bei der mit großer Freude am Detail und an der Erzählung gemalten Darstellung "Der Turmbau zu Babel" leiten (Bild 31). Gezeigt werden das gigantische Ausmaß des Bauwerks, der Aufwand an menschlicher Arbeitskraft und die präzise Illustration der Bautechnik mit Rampen, Kränen, Leitern und Gerüsten. Die Handwerker, die direkt an dem riesigen Gebäude arbeiten, sind nur als winzige Figuren zu erkennen. Das Gebäude hat Bruegel dem Kolosseum nachempfunden, das er bei einem Besuch Roms im Jahre 1553 kennengelernt hat. Die umgebende Landschaft stellt er dagegen typisch flandrisch dar, und die von Mauern umgrenzte Stadt hinter dem Turm erinnert an Antwerpen, wo Pieter Bruegel den größten Teil seines Lebens verbrachte. Der Hafen ist voller Schiffe, die das Baumaterial herantransportieren. Im Vordergrund links steht König Nimrod, der den Turmbau befohlen haben soll, mit Zepter und Krone vor seinem Gefolge. Dadurch, dass sich die Steinmetze ehrerbietig vor ihm auf die Knie werfen, weist Bruegel auf den orientalischen Ursprung der Geschichte hin. Das Gemälde gilt als Sinnbild für die Vergänglichkeit alles Irdischen und die Vergeblichkeit allen menschlichen Strebens, es Gott als Schöpfer gleichzutun. Zwar scheint der Bau kurz vor der Vollendung zu stehen, aber er neigt sich leicht zur Stadt hin, wodurch das spätere Scheitern angekündigt werden soll. Bild 31: Pieter Bruegel der Ältere (1525/30-1569), Turmbau zu Babel, 1563 Öl auf Eichenholz, 114 x 155 cm, Wien, Kunsthistorisches Museum 7. Prager Manierismus Nach oben zum Seitenanfang 5. Nordalpiner Manierismus 6. Gemälde Pieter Bruegels des Älteren Der Manierismus - eine europäische Kunstbewegung - erläutert an Beispielen aus der Malerei Gemälde Pieter Bruegels des Älteren |