Der Manierismus als Wegbereiter

Der Manierismus ist Wegbereiter für andere Kunstformen. Zunächst wurden von der nachfolgenden Periode des Barock innovative Stilelemente des Manierismus aufgegriffen und weiterentwickelt.

Den Unterschied zwischen Manierismus und Barock zeigt besonders deutlich ein Vergleich der Gemälde Die Hochzeit von Peleus und Thetis von Cornelis van Haarlem (Bild 24) oder des Liebesgartens von Karel van Mander (Bild 21) - beide im Teil 5 - mit dem Liebesgarten des Barockmalers Peter Paul Rubens (Bild 37 unten).

Der Manierismus wendet sich mit seinen intellektuellen Spielereien und Anspielungen an den Verstand; der Barock, als Kunstform der Gegenreformation, spricht dagegen das (religiöse) Gefühl an, und die abgebildeten Personen wirken wieder natürlicher.

Bild 37: Peter Paul Rubens (1577-1640), Der Liebesgarten, ~1633
Öl auf Leinwand, 198 x 283 cm; Madrid, Museo del Prado

Weiterhin sind die Stilexperimente des Manierismus Vorbilder für den Expressionismus, Dadaismus, Surrealismus und Kubismus.

So hat sich beispielsweise Pablo Picasso schon während seiner Studienzeit mit der Kunst der Manieristen und insbesondere mit dem Maler El Greco beschäftigt. Im Jahre 1905 sah er im Atelier seines Freundes Ignacio Zuloaga El Grecos Bild Die Öffnung des fünften Siegels (Bild 1 im Teil 1).

Unter wesentlichem Einfluss dieses Kunstwerks schuf Picasso in den Jahren 1906 bis 1907 das Gemälde Les Demoiselles d’Avignon (Bild 38). Es gilt als Wendepunkt in der Geschichte der abendländischen Malerei, da mit ihm die Epoche des Kubismus eingeleitet wurde, der durch eine Abkehr von den Fundamenten der bisherigen Malerei charakterisiert ist, und mit dem die abstrakte und nichtsachliche Kunst ihren Anfang nimmt.

Bild 38: Pablo Picasso (1881-1973), Les Demoiselles d’Avignon (1906-1907)
Öl auf Leinwand, 243,9 x 233,7 cm; New York, Museum of Modern Art