Rudolf II. (* 18. Juli 1552 in Wien; † 20. Januar 1612 in Prag) war von 1576 bis 1612 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Er verlegte seine Residenz 1583 nach Prag, da der Hradschin prächtiger war als die damalige Wiener Hofburg. Er war ein großzügiger Förderer der Künste und der Künstler, so dass ihm viele Künstler nach Prag folgten. Zu den Malern, die diesem Kreis angehören, zählen Bartholomäus Spranger (Bild 32), Hans von Aachen (Bild 33), Giuseppe Arcimboldo (Bilder 34 bis 36) und Joseph Heintz. Rudolfs Kunstsammlung ist legendär und war die größte ihrer Zeit. Zum Beispiel stammt der Grundstock der Bruegel-Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien von ihm. Auch für die Malerei des Manierismus war seine Sammlertätigkeit von außerordentlicher Bedeutung. Bild 32: Bartholomäus Spranger (1546-1611), Angelica und Medor, um 1600 Öl auf Leinwand, 108 x 80 cm; München, Alte Pinakothek Bild 33: Hans von Aachen (1552-1615), Bacchus, Ceres und Amor, um 1600 Öl auf Leinwand, 163 x 113 cm; Wien, Kunsthistorisches Museum Mit italienischem Charme und nordeuropäischer Innovation bringt Hans von Aachen die Romanze zwischen dem leicht bekleideten Weingott Bacchus und der Göttin des Landbaus, Ceres, auf die Leinwand. Die Eleganz der Figuren, die Pianistenhände des Weingottes, die Anmut, mit der die nackte Schöne ein Weinglas hält – das ist italienische Anmutung. Ein Knabe [Amor] reicht dem Paar einen Früchtekorb. Das damals noch nicht voll entwickelte Stillleben wirkt präzise, plastisch und beiläufig. (13) Für Thomas Fusenig, den Kurator der Ausstellung «Hans von Aachen - Hofkünstler in Europa» (11. 03. -13. 06. 2010, Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen) ist diese europäische Mischung die unverkennbare Handschrift des Malers: "Hans von Aachen malte die antiken Götter mit der italienischen Eleganz gepaart mit der nordeuropäischen Tradition der Bodenständigkeit". Hans von Aachen war ein deutscher, aus dem Rheinland stammender Maler mit der internationalen Laufbahn eines erfolgreichen Wanderkünstlers und Hofmalers. Er lebte und arbeitete zunächst in Italien, später in Bayern. Während er noch in München arbeitete, wurde von Aachen 1592 von Rudolf II. zu seinem Kammermaler ernannt und zog an den kaiserlichen Hof nach Prag. Im Jahr 1594 erhob ihn der Kaiser in den Adelsstand. Bild 34: Giuseppe Arcimboldo (1526-1593), Vertumnus, Portrait von Kaiser Rudolf II. aus Gemüse und Obst, 1590-91 Öl auf Holz, 68 x 56 cm; Balsta (Schweden), Schloss Skoklosters Der Geburtsort Arcimboldos ist Mailand. Die Stadt Mailand, wie ganz Norditalien, stand seit 1525 unter der Herrschaft der Habsburger. 1562 kam Arcimboldo als begabter Maler konventioneller Porträts und Kopist an den Hof des Kaisers Ferdinand I. nach Wien. Er blieb dort als Hausporträtist auch unter den nachfolgenden Kaisern Maximilian II. und Rudolf II., dem er 1583 nach Prag (Verlegung des Hofes) folgte. Seinen Nachruhm verdankt Arcimboldo den verblüffenden Porträts aus Blumen, Früchten, Tieren, aber auch anderen Objekten, die er so kunstvoll arrangierte, dass sie sich mit Hilfe der Einbildungskraft des Betrachters zum Erscheinungsbild eines Menschenkopfs zusammensetzen. Diesen assoziativen Bildern bescheinigten Zeitgenossen oft große Ähnlichkeit mit den dargestellten Personen. Arcimboldo erweist sich mit diesem Konzept als markanter Vertreter des Manierismus. (14) Arcimboldo hat zahlreiche Bilder dieser Art geschaffen. Von dieser Spielart des Manierismus haben sich Salvador Dali und die Surrealisten inspirieren lassen. Bekannt und sehr reizvoll sind auch seine Umkehrbilder, auf denen zunächst Stillleben z. B. aus Gemüse zu sehen sind; werden sie auf den Kopf gestellt, verändern sie sich zu Porträts (Bilder 35 und 36). Bild 35: Giuseppe Arcimboldo (1526-1593), Der Gemüsegärtner, ~1590 Öl auf Holz 35 x 24 cm; Cremona, Museo Civico Bild 36: Giuseppe Arcimboldo (1526-1593), The Cook oder Der Mann in der Schüssel, ~1570 Öl auf Holz 52,5 x 41 cm; Stockholm, National Museum Bartholomäus Spranger wurde am 21.03.1546 in Antwerpen als Sohn des Kaufmanns Joachim Spranger geboren. Da seine malerische Begabung schon früh erkannt wurde, begann er bereits mit elf Jahren eine Lehre bei dem aus Haarlem stammenden Manieristen Jan Mandyn. Nach dem Tod Mandyns im Jahre 1560 wurde er Schüler von Frans Mostaert, der jedoch wenige Wochen später (vermutlich an der Pest) erkrankte und verstarb. Schließlich beendete Bartholomäus Spranger seine Ausbildung bei dem berühmten Landschaftsmaler Cornelis van Dalem, bei dem er von November 1560 bis November 1564 arbeitete. Über Paris, Mailand (1565) und Parma gelangte Spranger schließlich 1566 nach Rom und wurde dort von dem bedeutenden italienischen Kunstmäzen Kardinal Allessandro Farnese gefördert, bei dem er ab Juni 1567 für drei Jahre lebte und arbeitete. Bartholomäus Spranger erwarb sich durch seine Werke bald allgemeine Anerkennung und wurde 1570 von Pius V. zum päpstlichen Maler ernannt. Nach dem Tod des Papstes blieb er noch drei Jahre in Rom bis er im Jahre 1575 an den Hof Kaiser Maximilians II. nach Wien berufen wurde. Auch unter Ferdinand II. blieb Spranger am kaiserlichen Hof und zog mit ihm nach Prag. Spranger entwickelte im Laufe seines künstlerischen Wirkens einen charakteristischen spätmanieristischen Stil, in dem nicht nur der Einfluss italienischer Maler wie Parmigianino, Corregio und Tintoretto erkennbar ist, sondern auch eine gekonnte Verknüpfung mit der Kunstauffassung seiner niederländischen Lehrer festzustellen ist. Sein späteres Werk umfasst allegorische und mythologische Bilder, insbesondere erotische Szenen mit kompliziert verschraubten Körperdarstellungen. Als eines der schönsten Beispiele hierfür gilt das um 1600 entstandene Gemälde "Angelica und Medor". Mit diesem Bild thematisiert Spranger eine Begebenheit aus "Orlando Furioso" (Der rasende Roland) von Ludovico Ariosto. Das von 1516-32 in insgesamt drei Auflagen veröffentlichte Epos rankt sich um die Kämpfe Karls des Großen und seiner Gefolgsleute - mit der Hauptfigur des Markgrafen Roland - gegen die Sarazenen. Dem gebildeten Betrachter des Gemäldes sollte sich der Titel des Epos erschließen: Roland rast nämlich vor Eifersucht, weil sich die schöne chinesische Prinzessin Angelica nicht ihm, dem edlen fränkischen Ritter, sondern dem einfachen Sarazenen-Krieger Medor hingegeben hat. 8. Der Manierismus als Wegbereiter Nach oben zum Seitenanfang 6. Gemälde Pieter Bruegels, des älteren 7. Prager Manierismus Der Manierismus - eine europäische Kunstbewegung - erläutert an Beispielen aus der Malerei Prager Manierismus |