Die Geschichte der Susanna im Bade wurde in der Malerei häufig aufgegriffen, weil sich damit ein legitimer Anlass ergab, einen weiblichen Akt darzustellen.
An den drei folgenden Gemälden (Bilder 12 bis 14) lässt sich der Unterschied zwischen Renaissance, Manierismus und Barock gut erkennen.
Bild 12 ist ein typisches Kunstwerk der Hochrenaissance mit harmonischem Aufbau.
Das Gemälde
fertigte Lorenzo Lotto in Bergamo (Lombardei) an, wo er von 1513 bis 1525 lebte und arbeitete. Die Komposition ist durch die hochgezogene Linearperspektive charakterisiert und wird durch eine Ziegelmauer zweigeteilt. Im Vordergrund agieren die Personen mit dramatischen Gesten wie auf einer Bühne. Die kaum noch durch Kleidung verhüllte Susanna hebt abwehrend die rechte Hand, schaut jedoch nicht zu den sie anklagenden alten Richtern, sondern wendet sich in vollem Bewusstsein ihrer Schönheit und Sinnlichkeit dem Bildbetrachter zu.
Der obere Teil des Bildes zeigt einen Garten und ein burgähnliches Gebäude in einer idyllischen, wunderbar offenen Landschaft. Man erkennt die Szene, die vor dem Hauptgeschehen abgelaufen ist: Eine Frau betritt den Garten, während ihre Dienerinnen bereits zurückgehen.
Bild 13 (Manierismus)
Albrecht Altdorfer (1480-1538), Susanna im Bade, 1526
Tempera auf Holz, 75 x 61,5 cm; München, Alte Pinakothek
Dominiert wird das Gemälde von dem Palast Jojakims. Mit der Betonung des Palastes anstelle der Szene, die dem Gemälde den Namen gibt, ist es eine der außergewöhnlichsten Darstellungen der Susanna im Bade. Die Umgebung ist wichtiger als das Thema. Die Manieristen haben gerne Landschaften zusammengesetzt und mehrere Episoden einer Geschichte in einer Komposition untergebracht, um eine besondere Wirkung des Gesamtwerkes zu erzeugen. Susanna und ihre Mägde sind nur ein Detail in diesem mit zahlreichen Personen bevölkerten Gemälde. Das gilt auch für die beiden Alten, die links von Susanna in den Büschen liegen und fast völlig im Blattwerk verschwinden.
Selten ist Susanna wie in diesem Gemälde bekleidet. Sie hat ihre Füße in eine Schüssel mit Wasser getaucht, während eine Magd ihr die Haare kämmt.
 
Anders als spätere Darstellungen des Themas zeigt Altdorfer nicht den Augenblick des Überfalls der beiden alten Männer auf die schöne Ehefrau des reichen Jojakim (Daniel13), sondern den Augenblick danach. Man sieht links die Männer, während sie noch Susanna beobachten, rechts vor dem Palast folgt jedoch schon die Steinigung als Strafe für die sich anschließende verleumderische Tat. Der Palast ist ein Meisterwerk visionärer Kraft. Eine Vorstudie hat sich erhalten (Düsseldorf). (8)
Bild 14 (Barock)
Rembrandt van Rijn (1606-1669), Susanna im Bade, 1647
Öl auf Holz, 76 x 91 cm; Berlin, Gemäldegalerie
In diesem Gemälde stehen die handelnden Figuren im Mittelpunkt. Die Malweise ist naturalistisch und übt in der Gesamtkomposition eine emotionale Wirkung aus. Menschliche Charakterzüge werden von dem Maler meisterlich thematisiert, wobei das Geschehen durch die Gestik der Personen zusätzlich verdeutlicht wird. Das Licht setzt noch einen besonderen Akzent, indem es Susanna als zentrale Figur heraushebt, die den Betrachter mit ihrem flehentlichen Blick ins Bild führt.
Bild 12 (Renaissance)
Lorenzo Lotto (1480-1556), Susanna im Bade, 1517
Öl auf Holz, 60 x 50 cm; Florenz, Sammlung Contini-Bonascossi
Geschichte zum Thema nach dem Buch Daniel im Alten Testament
Die Geschichte soll sich etwa um das Jahr 590 v. Chr. in Babylon zugetragen haben. Dort lebten die Juden nach der Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar II. im Exil. Der Angesehenste unter ihnen war der reiche Jojakim, der mit einer schönen und frommen Frau namens Susanna verheiratet war. In seinem großen Haus verkehrten auch zwei Älteste der jüdischen Gemeinde, um dort als hochgeachtete Richter Streitfragen zu verhandeln. Sie sahen Susanna und wurden "gegen sie entzündet mit böser Lust".
Sie lauerten der Frau heimlich im Garten auf, als diese ein Bad nehmen wollte. Sie bedrängten sie und wollten sie zwingen, mit ihnen zu schlafen. Sie drohten, sie ansonsten zu beschuldigen, Ehebruch mit einem jungen Mann begangen zu haben. Doch Susanna blieb standhaft, weigerte sich und schrie. Die beiden Alten riefen ebenfalls lautstark, ließen Susanna verhaften und erklärten, sie beim Ehebruch überrascht zu haben. Daraufhin wurde öffentlich über die Frau Gericht gehalten, und sie wurde zum Tode verurteilt.
Als das Urteil vollstreckt werden sollte, hatte Daniel eine göttliche Eingebung und stellte ein Verhör der beiden Zeugen an. Er fragte sie
unabhängig voneinander, unter welchem Baum wohl Susanna ihren Mann betrogen haben soll. Während der eine meinte, sie habe es unter einer Zeder getan, sagte der andere, es sei eine Eiche gewesen. Da erkannten auch die jüdischen Autoritäten und das zuhörende Volk die beiden Lügner, und Susanna kam frei. An ihrer Stelle wurden nun die beiden Richter wegen ihres falschen Eides zum Tode verurteilt und hingerichtet. [vgl. auch (7)]
Lorenzo Lotto, Susanna im Bade
Rembrandt van Rijn, Susanna im Bade
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4. Das Thema "Susanna im Bade"
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